Akute Leukämie

Die Diagnostik akuter Leukämien steht heute auf vier Säulen: 1. die Beurteilung der Morphologie zusammen mit der Zytochemie. 2. die immunologische Untersuchung (Immunphänotypisierung), 3. die Zytogenetik und 4. die Molekularbiologie. 

Mit Hilfe der Morphologie gelingt in der Mehrzahl der Fälle eine Zuordnung zum lymphatischen oder myelo-monozytären Zellsystem. Die Immunphänotypisierung nutzt linien- und reifungsspezifische Proteinstrukturen (auf der Zelloberfläche oder intrazellulär) de r pathologischen Zellen aus, um diese näher zu charakterisieren. Für einige Leukämieformen sind gewisse zytogenetische u/o molekularbiologische Veränderungen spezifisch und lassen eine genaue Klassierung zu (z.B. AML M3 nach FAB mit t[15;17]). Die immunologische Diagnostik der akuten Leukämien beruht auf der Zuordnung zur Zell-Linie und auf dem Nachweis des Reifungsgrades der Blasten. 

Der Immunphänotyp der Blasten entspricht nicht immer dem physiologischen Antigenmuster, da z.t. auch linienfremd e aberrante Antigene exprimiert werden können. 

Das Grundprinzip der immunologischen Diagnostik besteht im Nachweis der Antigene der jeweiligen Blastenpopulation durch fluorochrommarkierte Antikörper. 
 

Die Liniendeterminierung wird durch folgenden Marker bestimmt, wobei die einzelnen Marker unterschiedlich gewichtet werden:

 

Score points

B-lymphoid

T-lymphoid

Myeloid

cCD79a
  cCD22
  cIgM 

cCD3
  sCD3 
TCR 

MPO 

1.5 

CD19 
CD10
  CD20 

CD2
  CD5 
CD10
  CD8 

CD13
CD33

TdT 

TdT 
CD7 

CD14 
CD15 
CD11b
 CD11c

 


ALL 

Es soll sowohl zwischen B- und T-Zell-Leukämien unterschieden werden als auch der immunologische Reifegrad definiert werden. 
Klassifikation von B-Zell-ALL

 

Marker pro-B ALL  (B-I)  common ALL  (B-II)  pre-B ALL  (B-III)  mature-B ALL  (B-ALL; B-IV)
CD19 und/oder
cCD79a und/oder 
cCD22

+

CD10

± 

±

cIgµ

±

sIg oder 
cKappa oder 
cLambda

+

TdT

±

HLA-DR

+

CD34

± 

± 

± 

-

 

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Klassifikation von T-Zell-ALL:

 

Marker pro-T ALL
  (T-I) 
pre-TALL
  (T-II) 
cortical-T ALL
  (T-III) 
mature-T ALL
  (T-IV) 
cCD3  + + ± -
sCD3  - - ±
CD7  + + +
CD2 und/oder 
CD5 und/oder 
CD8
- + + +
CD1a  - - + -
TdT  + + + ±
HLA-DR  + - - -
CD34  ± ± - -
CD10  ± ± ±

 

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AML 
 

In der Diagnostik von Leukämien der myelo-monozytären Zellreihe steht die Morphologie zusammen mit der Zytochemie im Vordergrund und führt zur Einordnung in die FAB-Klassifizierung. Die Immunphänotypisierung hat hier eine bestätigende Funktion. Es besteht die Schwierigkeit, dass die Blasten mit Hilfe des Immunphänotyps nicht immer eindeutig der FAB-Klassifikation zugordnet werden können (z.B. kein eindeutiges Antigenmuster für die Monoblasten einer AML M5a). 
 

 

Marker M0  M1  M2  M3  M4  M5  M6  M7 
MPO
CD13 ± 
CD33 ± 
CD15 ± 
CD14 ± 
CD11b ± 
CD71
Glyko
CD42b
CD61 ±  ± 
CD34 ±  ±  ±  ±  ±  ±  ± 
HLADR ±  ± 

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Biphänotypische Leukämie 

Ca. 5% der akuten Leukämien bleiben schwierig zu klassieren, weil sie sowohl  lymphatische als auch myeloische Markers koexprimieren und sie werden deshalb biphänotypische Leukämien genannt. Diese Leukämien entstehen aus einer pluripotenten Progenitorzellen, welche die Fähigkeit hat, sich in beide Linien (lymphatisch und myeloisch) zu differenzieren.Die biphänotypische Leukämie muss von myeloischen Leukämien, welche lymphatische Marker aberrant exprimieren (Ly+AML) und von lymphatischen Leukämien, welche myeloische Markers aberrant zeigen (My+ALL) abgegrenzt werden. 

Die Diagnose einer biphänotypischen Leukämie basiert auf der Immunphänotypisierung. Ein Scoring System hilft die reinen biphänotypischen Leukämien zu definieren: 

Punkte  Lineage 
  B-Lymphoid  T-Lymphoid  Myeloid 
2  CD79a 
CD22 
cIgM 
sIgM 
CD3  MPO* 
1  CD19 
CD10 
CD2 
CD5 
CD3 
CD8 
CD13 
CD33 
0.5  TdT  TdT 
CD7 
CD1a 
CD11b
CD11c 
CD14 
CD15 
 

 

Eine biphänotypische Leukämie liegt bei einem Score > 2 in zwei separaten Linien vor.  
(Bei Score <2: entweder My+ALL oder Ly+AML) 

* MPO zytochemisch oder immunphänotypisch 
 
 
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AUL (Akute undifferenzierte Leukämie) 
 
Die Definition einer akuten undifferenzierten Leukämie basiert auf immunphänotypischen Kriterien

 

Höchstens einer dieser "Undifferenzierungs"  
-Marker darf exprimiert werden:
Zusätzlich dürfen folgende  
Markers nicht exprimiert sein:
HLA-DR 
TdT
CD34 
CD7
CD38
CD19c
CD22 
cCD3
CD13
CD33 
CD61
Glykophorin 

 
 

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